Pro-Palästina-Demo und Mahnwache gegen Antisemitismus in Köln

Kopftuch und Flagge 500 bis 1.000 Pro-Palästina-Demonstrant:innen haben am 12.10.2024 in Köln auf dem Neumarkt “für einen sozialistischen Weg im Nahen Osten” demonstriert. Die Teilnehmer:innen der Demonstration konnten unterschiedlicher nicht sein. Mit einigen konnte ich mich ausführlich unterhalten, andere waren sehr verschlossen.

Da war zunächst ein Demoteilnehmer, den ich von verschiedenen Demos in Düsseldorf und Bochum kenne. Er wiederholte die typischen Sprüche von “Genozid” an den Palästinensern:innen, die ich nicht nur hier in Köln, sondern auch in Düsseldorf auf ähnlichen Demos schon mehrfach gehört habe. Ein anderer Demonstrationsteilnehmer mit starkem polnischen Akzent erzählte mir, dass er früher Katholik und Zeuge Jehovas gewesen sei und nun zum Islam konvertiert sei. Er habe bisher immer Antworten auf seine Fragen gesucht und sie nun endlich im Islam gefunden.

Steini

Ein weiterer Demonstrant fiel mir auf, weil er sich lautstark gegen die Mahnwache gegen Antisemitismus aussprach, die sich als Gegenveranstaltung auf dem Neumarkt gebildet hatte. Die Teilnehmer:innen der Mahnwache erzählten mir, dass dieser Demonstrant sich selbst als “Steinewerfer” bezeichnete, weil er angeblich in Palästina Steine gegen Panzer geworfen habe. Ich sprach ihn darauf an und bekam wieder die typischen ideologisierten Phrasen von “Genozid” zu hören und dass die Palästinenser keine Antisemiten sein könnten, weil sie selbst Semiten seien. Ich wollte auch wissen, wie er zu den autoritären Linken auf der Demo steht.

SDAJ Ich fand seine Antwort sehr interessant. Er sagte, es sei ihm egal, ob er mit Kommunisten oder Nazis marschiere, Hauptsache es gehe um die Sache der Palästinenser. Am Ende des Gesprächs wollte ich noch seinen Namen wissen und bekam als Antwort “Steini”.

Autoritäre Linke

Die autoritäre Linke war mit verschiedenen Organisationen auf der Demonstration vertreten. Ich sah Fahnen der DKP (Deutsche Kommunistische Partei), der SDAJ (Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend), der RJ (Revolutionäre Jugend) und von Young Struggle, der Jugendorganisation der türkischen Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei, die sich in der Tradition der RAF sieht1. Die oben genannten Organisationen unterstützten die Veranstaltung auch mit Redebeiträgen.

Autoritäre Linke

Mahnwache gegen Antisemitismus

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, etwa 200 Meter von der Pro-Palästina-Demonstration entfernt, fand als Gegenveranstaltung eine Mahnwache gegen Antisemitismus statt.

Mahnwache

Die Menschen der Mahnwache wollten offensichtlich einen Kontrapunkt zur Pro-Palästina-Demonstration setzen und auch Gesicht zeigen zum “Nie wieder”.

Mahnwache

Mein Fazit

Die autoritäre Linke ist derzeit auf vielen Pro-Palästina-Demonstrationen präsent, man könnte fast sagen, sie benutzt die palästinensische Sache als Vehikel für ihre eigene Ideologie. Menschen, die pro-palästinensisch eingestellt sind und nicht wirklich als Linke gelesen werden, scheint das recht zu sein, solange die eigenen Themen im Vordergrund stehen. Es scheint sich eine Art Joint Venture zwischen Pro-Palästina-Demonstrant:innen und der autoritären Linken zu bilden, von dem beide Seiten irgendwie profitieren.

Doch die Linke ist derzeit gespalten. Bei der Mahnwache gegen Antisemitismus waren auch die Omas gegen Rechts und die Kö-Antifas aus Düsseldorf dabei. Insgesamt eine unübersichtliche und unheilvolle Gemengelage.

Fußnoten

  1. Wikipedia Artikel über Young_Struggle 


12.10.2024

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